1.    Die wievielte Platte ist das von Lava 303?

Also als Tonträger aus nem Presswerk, wo nur Lava 303 drauf ist, isses der vierte.
Es zuerst hab ich ne CD Single gemacht die hiess Hey Venus, die hab ich selber gebrannt und die Labels drauf gemacht. Das war super dass man das Ende der 90 er dann alles selber machen konnte mit dem Computer und dem CD Brenner und so...Fast schon revolutionär.. :-)

2001 hab ich dann mit Freunden ( Anne Katrin Zint, Stefan Ludley, Wolfgang Sterneck ) zusammen die Maxi Single Schallplatte „Muschipower“ gemacht, und danach kamen die Acid Rocknroll Stories, die lief in Kooperation mit Quintus/BB Island. Das zweite Album „ Wunderbare Electrofrau“ und „Goddess rules“ wurden in Kooperation mit dem Herzberg Label veröffentlicht.

Es gibt außer auch noch so n paar DIY Singles (Queer Belgrad, Ladyfest)

und EPs z.B die „Babyblues Sessions“.
Ansonsten gibt's noch eine CD mit Lover 303 „Modern Fairytales“ (Label 45/Captain Trip) das sind im Prinzip meine MC 303 Loops /Stücke, aber als Jamsession mit Mani Neumeier von Guru Guru dazu am Schlagzeug. Und dann hab ich nebenher auch noch einige Compilations gemacht, Z B die Playground Compilations, da sind Stücke von mir und von vielen anderen drauf und auch Interviews, z.B von ner Tour im Kosovo/Exjugoslawien.

Für Crossing Bridges und auch für Ladyfest Frankfurt hab ich an ner Compilation und bei den Aufnahmen mitgemacht, aber das führt jetzt vielleicht alles zu weit... :-)


2.    Wie beschreibt man Dich denn am besten: Als Musikerin, die auch als Sozialpädagogin arbeitet? Als musizierende Sozialpädagogin? Musizierende Feministin? Musik- und Aktionskünstlerin?

Also ich kam als Musikerin nach Frankfurt am bei der GirlRock Band The Slags E-Gitarre zu spielen. Wir haben 3 CDs aufgenommen und waren viel unterwegs. Trotz Major Deal war es aber schwer als Band alleine von Indie Musik zu leben, und ich brauchte nen Nebenjob. Da hab ich mich an der Uni für eingeschrieben , um nebenher beim CBF arbeiten zu können...

Irgendwann hab ich das Studium (Pädagogik/Musikpädagogik) auch zur Freude meiner Familie wirklich fertiggemacht. Aber son Diplom ist nur ein Papier und nichts worüber ich mich definiere...

Ich hab mein Studium eher als Bildungschance begriffen und auch als Ort um sich aus der Praxis und dem Alltag raus zu ziehen und zu reflektieren...Das war schon gut sich auch aus dem „Rock n Roll Film“ mit den Slags mal raus zuziehen, einfach andere Leute und Themen kennenlernen ect, darüber bin ich mit der Frankfurter Subkultur und Wohnprojekten in Berührung gekommen...

Parallel zu meinem Studium haben wir den Playground e.V gegründet, das war so die Praxis für mich zur Theorie und auch so n Selbsthilfeprojekt für kreative Leute und Zusammenhänge...

Jetzt arbeite ich in 4 Kindergärten und mache da Musik, da bin ich im Prinzip als Musikerin und Entertainerin gefragt, nicht als Sozialpädagogin, (die gibt's da ja schon) nach meinem Diplom hat mich noch nie jemand gefragt... Es geht darum, mit den Kids klar kommen und gerne Musik machen.

Und ich habe ein kleines Studio in unserem Wohnprojekt, wo ich meine Musik an 2-3 Tagen in der Woche produziere, und dann spiel ich Auftritte (Dance)Clubs, auf Parties, Festivals, und auch Strassenfeste ect... Ich muss halt immer gucken wie und wo ich hier weg kann, weil ich zwei Kinder (meist) alleinerziehend zu versorgen hab.

Zur Zeit arbeite ich auch an nem Band/Show Konzept für das neue Album, es macht Spass auch wieder mehr was mit einer Gruppe zu machen und auch zusammen unterwegs zu sein...

Ich finde das ganz gut so Kombination, Musik für Kinder zu machen und Musik für Erwachsene wo sie sich wieder wie Kinder fühlen dürfen...Die Musik Jobs in den Kindergärten führt auch dazu dass ich mich mit meinen Produktionen nicht so in rein kommerziellen Dimensionen denken muss, also eher unäbhängig und frei bleiben kann... Und das Kinderlieder singen beeinflusst natürlich auch meine Produktionen, also ich hab mittlerweile einigermassen brauchbar singen gelernt, und das neue Album klingt auch mehr nach Kinderlieder als nach Politik und Randale..



3.    Bist Du 1971 geboren? (Elegant gefragt, oder?)

Ja, ein sehr interessanter Jahrgang, nächste Woche hab ich Geburtstag!!! :-)


4.    Bist Du Frankfurterin oder aus dem tiefsten Bayern? ;-)

Ich bin sozusagen eine Exil-Bayerin in Frankfurt. Aber auch schon in Bayern war ich als Kind im Prinzip Ausländerin, ein „Preissenzipfel“ aus einer „zuogroassten“ Familie, die nicht ordentlich (Bayrisch) sprechen konnte...

Ein Teil meiner Familie waren Sudetendeutsche aus Tschechien und Polen, von daher hab ich bayrisch halt nie richtig gelernt, und richtig hochdeutsch bis heute auch nicht...


5.    Seit wann/wie lange musizierst Du schon?

Schon als kleines Kind, war in Regensburg in so nem Frühmusischen Kindergarten...Hab dann obligatorische Blockflöte im Kindergarten, 7 Jahre Klavier und auch mal n Jahr Kirchenchor gemacht, aber mit 16 kam dann die E-Gitarre und da bin ich ziemlich drauf hängengeblieben..


6.    Was hat Dich zur Musik gebracht?

Am Anfang was eher der Zwang und die Überredungskünste meiner Eltern...
Die E Gitarre hab ich dann freiwillig und stundenlang gespielt, das war anfangs wegen Liebeskummer, Probleme mit meiner Peergroup, Langeweile und auch aus Protest einfach, weil ich da raus wollte... Hat ja dann auch ganz gut geklappt... :-)


7.    Was sind Deine bevorzugten Instrumente?

E Gitarre, Rahmentrommel, Rassel is n tolles Instrument, kann man auch gut damit tanzen..neuerdings auch gerne E-Bass... für die Elektronic war lange Zeit die MC 303 mein Hauptinstrument,jetzt hab ich noch nen Micokorg und die Korg Electribe.
In letzter Zeit benutze ich auch diverse Software VST Synthies,mit Cubase arbeite ich schon lange, früher sogar noch auf nem Atari...


8.    Als welche Richtung würdest Du deine Musik bezeichnen. (Nein, nicht Volksmusik, das ist mir klar... ;-))

In den Michael Barrax unserem ehemaligen Wohnprojekt, hab ich moderne VolXmusik genannt...Die Idee war son Sound zu machen, mit dem alle irgendwie was anfangen können egal ob die von der Rock, Goa oder Drum n Bass „Religion“ waren...Ich hab ´s irgendwann Acidrocknroll genannt, doch auch daran scheiden sich die Geister...es ändert sich ja auch von Album zu Album und je nach Tracks oder Songs geht's in so verschiedene Richtungen...Es ist so „unten rum“ eher Progressive Trance/Elektro, in der Mitte viel Gitarren, oben drauf Stimme/Gesang und aussenrum Space Sounds.....!


9.    Und was bedeutet der Name »Lava 303« eigentlich? *

Also den Namen Lava hat eigentlich die Suse, die Schlagzeugerin von den Slags angeschleppt. Neben den Slags hatten wir 1996 wir eine Jam-band Lava Enterprise und es ging so drum, die Songstrukturen beim Musikmachen aufzulösen und einfach von innen heraus zu spielen, also zu improvisieren mit MC 303 und Bandinstrumenten...Lava Enterprise hat dann mit anderen Musikern weitergemacht und sich in Nova Drive umbenannt und ich habe alleine weitergemacht und den Namen Lava 303 geerbt...
Lava 303 ist schon auch so n muskalisches Selbstfindungsprojekt, auch wenn´s total bescheuert klingt...Aber ich würde sagen, dass Lava da geht's drum, dass was aus dir herausfliest oder ausbrechen will...Und ich versuche zu herauszufinden, wie man das Soundtechnisch umzusetzt...
Es fliesst, es schöpft es erschafft es gebiert...und das ist auch manchmal ein ganz schöner Kampf.. Allein die Zeit dazu zu finden und den Aufwand zu rechtfertigen...Aber es ist Teil von meinem Leben und Teil eines (persönlichen) Aufbruchs indem sich natürlich auch gesellschaftliche Umstände spiegeln...



10.    Wie kam´s zum Titel Goddess rules?

Ich war mal auf nem Gwar Konzert in der Batschkapp, das ist so ne Band, die den amerikanischen Präsidenten und Päpste auf der Bühne köpfen und wo soviel Blut und Sperma rumspritzt, dass sie den ganzen Laden samt Publikum einsauen... Irgendwie bin ich da später noch im Tourbus von der Band gelandet und die Tänzerin hat mir ein Poster von sich geschenkt und drauf geschrieben Goddess rules, Conni! Das Poster hab ich irgendwann wiedergefunden und aufgehängt ...Letztes Jahr hatte ich zwischen den Jahren kinder-frei und hing bei der Bine (von den Slags) rum...Und da hab ich dann angefangen, zu dem Thema ein Lied machen, daraus ist dann der CD Titel geworden...


11.    Hattest Du jetzt eine Band, oder haben Dich verschiedene Musiker zu den jeweiligen Stück begleitet?

Ich hab die Produktionen im Laufe der letzten 2 Jahre in unserem Wohnprojekt unter ´m Dach gemacht, da alles eingespielt und aufgenommen, alles vor-produziert im Prinzip,
Zum Abmischen bin ich dann zu Max (Industriegebiet, DJ Massimo) ins Poti Pro Studio in Killianstädten gegangen...
Einige Vocalspuren hab ich da nochmal mit ´nem Neuman Mikro aufgenommen.Auf zwei Stücken singen auch noch Suse und Bine von den Slags mit.Und es gibt wieder einen Slags Remix „ Destination Moon“, das war ein Stück von dem „So What“ Album von 92 !


12.    Was ist bei »Goddess Rules« anders als bei den Platten zuvor?

Es gibt mehr Gesang und mehr Songs drauf, irgendwie etwas poppiger und weniger aggressiv wie z.B teilweise die Wunderbare Electrofrau und weniger „Goa-lastig“ als die Acidrocknroll Stories


13.    Gibt es ein bestimmtes Konzept?

Nein, das entsteht halt so... das Leben ist das Konzept...Ansonsten soundtechnisch halt Songs/Texte, Elektronische Tanzmusik und psychedelische Rockgitarre zu einem Sound zu verschmelzen, also aus so ner Fusion heraus seinen eigenen Sound zu entwickeln...

14.    Wie entstanden die Tracks?

Im Studio bzw als Songs in Kroatien, Berlin, im Kloster ect mit der akustischen Gitarre...Und dann hab ich mir halt überlegt, wie produziere ich das... Als Folkstück, als Trance Track oder als Kraut und Rüben Mischung ???
Hab mich dann für die Mischung entschlossen, und dann im Studio die Stücke aufgenommen, Gitarre gespielt, gesungen, Sounds zusammengesucht, rumexperimentiert, immer wieder Hör CDs brennen ,um auch nen Abstand zum Computer zu gewinnen. So halt...

15.    Was ist Dir an dieser Platte besonders wichtig?
Das sie gehört wird und viele Leute daran Freude haben... :-)

 

16.    Brauchen wir überhaupt Göttinnen oder Götter?

Ich bin in Bayern aufgewachsen mit so nem Herr Gott im Rauschbart und Jesus dem Sohngottes als Freak, aber mir fehlen weibliche Göttinnen/Gottheiten und wahrscheinlich weibliche (spirituelle) Vorbilder oder Führungsfiguren....
Das macht schon was aus, wenn Gott/Götter, das Göttliche immer männlich ist oder in männlicher Hand. Das schlägt aufs Selbstbewusstsein, wenn man als Mädchen oder Frau aufwächst. Der Glaube versetzt doch Berge, oder..?!
Insofern brauch ich die Verweiblichung des Gottesbegriffs schon, zumindest ab und zu mal als Ausgleich und auch als Provokation manchmal...
Das ist ja auch so ein spielerischer oder künstlerischer Ansatz...
Womit sich zum Beispiel auch die Performance zu Lava 303 beschäftigt, wie stellen wir Alternativen dar
z.B. die Töchter der Göttin statt der Sohngottes..
Muttergottes, Muttererde, Gaja statt Vatergott
eine dreifaltige Göttin statt die heilige Dreifaltigkeit ::::
was gibt's an Göttinnenbilder und Archtypen in verschiedenen Religionen und Philosophien, wo sind die weiblichen Superheldinnen im Comic und in der Realität....

Das ist alles sehr spannend und hat dann auch schon für Aufregung gesorgt z B bei einem Strassenfest...Weil dann die Frage aufkommt, wie bringt man diese Bilder rüber, z.B. wieviel Nacktheit ist in welchem Kontext „erlaubt“, noch (er)tragbar und wird vom Publikum auch als Kunst(form) verstanden...Aber wie gesagt, da sind wir aber noch sehr am Anfang und am experimentieren, das entwickelt sich gerade so...

17.    Welche Rolle spielt der Drache/die Echse (oder einfach die Maske), die Du auf dem Cover trägst) für Dich?

Das ist meine Lieblingsverkleidung, der ist aus dem Souvenirshop vom Senkenbergmuseum, und der Dino spielt eine wichtige Rolle in den Kindergärten und auch bei „Frankfurt am Meer“ dem Video...
Ich glaube, ich versuche so auch ein bißchen die Realitäten zu trennen, eine Privat Conni und das andere ist halt Lava 303, das lila Onni Tier das aus dem Wald kommt, oder der Acid Rocknroll Dino... Das macht ja auch Spass Geschichten oder abgedrehte Charaktere zu spielen, vor allem dann wenn noch mehr Leute mitmachen...


18.    Ihr wart im Wald oder wo habt Ihr die Bilder aufgenommen. Sind diese für den Entstehungsprozess der Platte wichtig?

Die Booklet Bilder sind an Muttertag am grünen See entstanden. Wir sind da zu viert hin und haben uns dann gegenseitig bemalt , verkleidet, und haben Fotos gemacht. Das war eine sehr lustige und auch interessante Erfahrung. Da passiert schon was, so ne Verbindung untereinander und auch natürlich zur Musik und zu der CD. Ich fand´s auch gut, so ne Girl Group (zumindest im Geiste und auf den Fotos) mit am Start und zur Unterstützung zu haben. Ist ja nicht so so nett, immer alles alleine zu machen...


19.    Oder meinst Du das Göttliche im Menschen schlechthin?

Das Göttliche im Menschen schlechthin ? Das klingt schön, das mein ich bestimmt auch
da drum geht's doch eigentlich , oder? :-)



20.    Was ist die Botschaft, die Du mit den Stücken »in die Welt« tragen willst? ;-)


Den Wahnsinn der Normalität aufmischen, mit der Realität spielen...
und auch so was Persönliches: Lass dich nicht unterkriegen...!
Ein bißchen für gute Stimmung sorgen im alltäglichen Wahnsinn und Depro-Film...
Die Mama muss mal tanzen gehen...oder einfach mal tief Luft holen...! :-)

 

Fragen gestellt von AHO , beantwortet von Conni am 24.10.2011